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Für die Ewigkeit?

Ein altes Sprichwort sagt: "Nichts währt ewig". Und doch hätten wir das manchmal nur zu gern und stehen fassungslos davor, wenn uns bewusst wird, dass das eben nicht so ist.  Zum Beispiel dann, wenn ein geliebter Mensch verstirbt oder wir unser Tier über die Regenbogenbrücke ziehen lassen müssen oder wenn eine Beziehung zerbricht oder wenn sich unsere Lebensumstände derart ändern, dass wir gezwungen sind, uns einzugestehen, dass wir mit einem bestimmten Lebensziel oder einem Wunschprojekt gescheitert sind...
Das tut weh. Sehr sogar. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber auch: jedes Ende birgt einen Neuanfang in sich - es ist allein an uns, ob und wann wir diese Chance ergreifen möchten. Vielleicht ist es erst einmal notwendig, zu trauern, sich zuzugestehen, wie verletzt man ist, zu sehen, welch alte Erinnerungen, Hoffnungen, Wünsche sich wieder auftun... und sich so dem Prozess der Verarbeitung zu stellen. Und vielleicht muss man dann nicht nur den geliebten Menschen ziehen lassen, sondern auch vielfältige Wünsche, die sich mit ihm nicht haben erfüllen lassen. Möglicherweise fühlt man sich schuldig, weil man meint, sich viel zu wenig um sein Tier gekümmert zu haben, viel zu viele Momente nicht genug ausgekostet zu haben, sich viel zu oft  hat ablenken lassen von vermeintlich Wichtigerem. Jeder trauert anders, jeder braucht seine eigene Zeit.

 

Ich habe für mich feststellen können, dass Trauer in Wellen kommt. Dass ich einerseits schon bald mit einer gehörigen Portion innerer Kraft in der Lage bin, meinen Alltag am laufen zu halten, dass es aber sehr lange dauert, zum Teil Jahre, bis ich bereit bin, mich wirklich im besten Sinne zu "lösen". Dann erst kann ich Platz machen in meinem Leben für einen Neuanfang, dann erst bin ich bereit, mich neuen Herausforderungen zu stellen. Ich möchte an dieser Stelle eine Lanze brechen für all diejenigen, die allzu oft hören: "Nun stell Dich nicht so an, ist doch schon so lange her!" oder "Raff Dich auf, geh unter Leute, Du musst wieder ein normales Leben führen!" Niemand muss nach einem schmerzenden Verlust in einer von anderen vorgegebenen Zeitspanne irgendetwas! Das Einzige, worauf man Acht geben sollte, ist auf sich selbst, darauf, dass man sich nicht komplett in der Trauer verliert und dass der Faden zum sozialen Leben zumindest dünn erhalten bleibt. Und doch ist es nicht selten der Fall, dass der Trauernde sich mehr und mehr abkapselt, man innerlich mehr und mehr vereinsamt und aus Trauer eine Depression wird. Dann ist es erst recht wichtig und notwendig, einen Schritt nach außen zu tun, das Gespräch mit einem verständnisvollen Menschen zu suchen, vielleicht einen Therapeuten zu konsultieren oder es zu wagen, einem Trauergesprächskreis beizutreten.

 

Jedes Ende birgt einen Neuanfang in sich. Ich bin davon überzeugt! Ich glaube aber auch, dass wir uns die Zeit nehmen dürfen, uns und unser Leben sorgsam zu betrachten, alte Wertmaßstäbe zu überdenken, bestehende Wünsche und Ziele zu überprüfen und möglicherweise zu korrigieren, bevor wir wieder "durchstarten". Manchmal sind es diese Schicksalsschläge, die uns aus der Bahn werfen und es uns gerade dadurch ermöglichen, inne zu halten und uns neu auszurichten, weil wir einen "ver-rückten" Blick auf unser Leben bekommen. Ich wünsche Ihnen einen sanften Blick auf sich selbst, viel Geduld mit sich und ich wünsche Ihnen, dass Sie den Glauben an sich selbst nie verlieren oder wenn doch, immer wieder finden mögen!