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Glück ist...???

Dieser Tage am Abendessenstisch: wir sitzen gemütlich zusammen, im Hintergrund läuft Musik, weihnachtliche, denn es ist Mitte Dezember, und plötzlich kommt die Frage auf: Warum meinen die Leute eigentlich gerade zu Weihnachten so überaus glücklich sein zu MÜSSEN???

 

Jetzt könnte man der Frage philosophisch auf den Grund gehen. Oder religiös. Oder man könnte überlegen, ob der Zwang zum glücklich-Sein vielleicht gar in der Werbepolitik seine Wurzel hat? Weihnachten = käufliches Glück? Nur wer (viel) kauft ist glücklich?

 

Sind die Menschen, das möchte ich fragen, denn sonst nicht glücklich? Können sie nur zu Weihnachten glücklich sein? Und dann eben müssen sie es zwangsweise? So ähnlich wie man zu Fasching närrisch sein muss… Wissen die Menschen denn noch um Glück, was es ausmacht, wie es sich anfühlt, was es bedeutet?

 

In den letzten Wochen bin ich so einigen Menschen begegnet, die eher unglücklich und verbiestert durchs Leben gehen, die keine echte Freude mehr zu kennen scheinen, deren Leben ausschließlich aus Last und Pflicht besteht, die das Lächeln im Alltag vollkommen verloren haben. Das ist so schade! Oft ist es noch dazu so, dass für das eigene UN-Glück gern die Schuld bei anderen gesucht wird. Wenn nicht beim Mitmenschen, dann beim Tier: "Ich wäre ja so froh, wenn mein Kind endlich die Hausaufgaben richtig machen würde." // "Das dumme Pferd macht grad, was es will und jetzt würde ich ja so gern ausreiten, aber das geht gar nicht, weil es immer scheut, ich versteh überhaupt nicht warum." // "Meine Katze treibt mich zur Weißglut, weil sie überall hin pieselt, dabei hat sie gar keinen Grund und macht mir nur das Leben schwer." - ???
Klar, gibt es solche Situationen und sie sind anstrengend und klar, wäre es toll, wenn es liefe wie am Schnürchen, das Kind immer tipptopp die Hausaufgaben machen würde, das Pferd immer und jederzeit das Verlässlichste der Welt wäre, die Katze nur darauf warten würde, gestreichelt zu werden, wann es der Mensch gerade braucht und ansonsten darauf bedacht wäre, sich unauffällig zu verhalten. Aber wäre das wirklich toll? Macht uns das wirklich glücklich? Oder wäre es einfach nur bequem?

 

Glück ist… jedenfalls nicht bequem. Nicht einfach. Nicht gerade mal schnell abrufbar. Und es ist auch nicht beim anderen zu suchen, sondern ganz allein in uns. Was Glück bedeutet, weiß jeder nur für sich selbst. Zumindest glaube ich das. Glück kann entstehen in ganz leisen Momenten, Freude kann uns überkommen, wenn wir so gar nicht damit rechnen, es bedarf dazu weniger finanziellen Aufwandes, als vielmehr der Offenheit sich selbst und dem gegenüber, was uns das Leben im Moment so bringt. Darum ist es wohl auch viel einfacher unglücklich zu sein: wir sehen schneller die Schwächen und die Unzulänglichkeiten. Aber es wäre ja mal ein Versuch, auch in den scheinbar unmöglichsten Situationen, eine positive Haltung zu gewinnen – ich wüsste zumindest nicht, was dagegen spräche. Die Hausaufgaben, so könnte sich herausstellen, sind im Moment einfach unattraktiv oder das Kind schlicht zu müde; vielleicht lässt sich gemeinsam eine geschicktere Zeiteinteilung finden und sehr spontan macht eine Runde Kartenspielen enorm Spaß und danach geht`s mit den Hausaufgaben doch motivierter und viel leichter weiter. // Das Pferd scheut im Wald, vielleicht waren dort in den letzten Wochen die Waldarbeiter fleißig und es sieht alles ganz anders aus als sonst, aber ein wenig Bodenarbeit auf dem heimischen Platz geht ganz prima. // Die Katze hat sich draußen mit Nachbars neuem Kater angelegt und muss ihr Revier verteidigen und eben markieren; das ist lästig, gewiss, aber auch verständlich und vielleicht lässt sich das auf ein paar Stellen reduzieren (bei uns ist das ein ganz bestimmter Wäschekorb).

 

Ich kenne all diese Situationen auch, deswegen nehme ich sie als Beispiel, aber natürlich lässt sich die Liste beliebig erweitern... Es geht hier darum, Gelassenheit an die Stelle von Stress zu setzen, weil [negativer] Stress [inneren] Druck erzeugt und damit jedwedem Glücksgefühl entgegen wirkt, es womöglich im Keim erstickt. Gelassenheit jedoch hilft uns, Situationen humorvoller zu bewältigen, offen zu bleiben für das, was ist und uns nicht zu verlieren in hypothetischen Stress- und Schreckensszenarien oder gar Schuldzuweisungen. Und damit ist Gelassenheit ein wunderbarer Nährboden für Glück.

 

Was immer geschieht, an uns liegt es, Glück oder Unglück darin zu sehen.  (Anthony de Mello)

 

Ich selbst bin im Übrigen beileibe (noch) nicht die Meisterin im positiven Denken, die ich vielleicht gerne wäre, ich bin eher immer und immer wieder auf der Suche: nach praktikablen Lösungen im Alltag (möglichst bevor mich das Chaos komplett zu überwältigen droht), nach einfachen Hilfen & Sofortmaßnahmen (für den Akutfall), nach langfristigen Strategien, die mir helfen, ausgeglichener, zufriedener und optimistischer zu sein und ja, letztlich auch auf der Suche nach meinem persönlichen Glück. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Finden Ihres Glücks. Und wenn Sie Ihre Strategien teilen wollen - nur zu! Ich bin gern neugierig…